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Soraya Schaller hält einen Torschuss im Europacup Spiel gegen das kosovarische Team KHV Vushtrria. Bild: Michael Wyss

«Bei der Hymne bekomme ich Gänsehaut»

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Soraya Schaller (19) gehört zu den grössten Handballtalenten ihres Jahrgangs. Die Ruswilerin, in der Südhalde aufgewachsen und wohnhaft, spielt als Torhüterin bei den Spono Eagles in der SPL1. Mit der Schweiz an der Handball-Europameisterschaft im 2024 zu spielen und ein Engagement in der deutschen Bundesliga sind ihre grossen Ziele. 

Interview von Michael Wyss, Anzeiger vom Rottal

Soraya Schaller, Sie spielten an diesem Wochenende mit den Spono Eagles in der zweiten Runde im Europacup gegen den kosovarischen Gegner KHV Vushtrria. Zwei klare Siege (42:14 und 41:6) wurden gefeiert!
Ja, wir bekundeten gegen diesen Gegner keine Probleme. Kosovo ist nicht die Handballnation, die uns jetzt gross gefordert hätte. Für mich persönlich war es das zweite Mal, dass ich im Europacup spielen konnte. Es war ein Highlight für mich, weil wir gegen ein ausländisches Team antreten konnten. Vor einem Jahr spielten wir gegen den Ligakonkurrenten Rotweiss-Thun, da fehlte die Brisanz und die Emotionen. Das war schade, dass es zu einem Schweizer-Duell auf europäischer Bühne kam.

Sie sind in Ruswil aufgewachsen und haben beim HC Fides Ruswil mit dem Handball spielen begonnen. Warum Handball?
Mein Vater spielte bereits Handball. Damals noch in unteren Ligen, mehr in der Region der Stadt Luzern, unter anderem bei Satus Luzern. Ich war schon im Kindesalter und im Kinderwagen immer an seinen Handballspielen. Ich wurde vermutlich mit diesem Gen geboren. Wobei ich zuerst auch noch sechs Jahre im Karate war. Viele meiner Kolleginnen waren aber im Handball. So zog es mich auch dahin.

Warum Torhüterin?
An einem Schülerhandballturnier in Ruswil wollte niemand ins Tor. Da mein Vater die Mannschaft betreute, ging ich ins Tor. Und siehe da, es hat mir Spass gemacht. Und die Leidenschaft ist bis heute ungebrochen geblieben.

Haben Sie noch Verbindungen nach Ruswil? Trifft man Soraya Schaller auch in der Wolfsmatt-Halle?
Ja klar, wenn es die Zeit erlaubt, besuche ich die Spiele der SG Ruswil Wolhusen. Es ist immer wieder schön, wenn man zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Es hat auch immer wieder Spono-Fans aus Ruswil im SPZ, die mich besuchen an den Spielen. Das schätze ich sehr. Ich war früher auch im Blauring Ruswil und habe schon noch den einen oder anderen Kontakt.

Sie gehören seit dieser Saison fest dem Kader des Fanionteams an! Welche Ziele haben Sie mit den Spono Eagles?
Jede Spielerin, die in der SPL1 bei einem Spitzenteam spielt, sei es Brühl, Zug oder Spono, kann nur ein Ziel haben. Meistertitel und Cupsieg. Das Double will ich holen, ganz klar. Und ich will mich zu einer wichtigen Stütze mausern. Eine Torhüterin sein, die gute Quoten ausweisen kann und mit guten Leistungen den Platz im Team festigt.

Welche Träume hat die Ruswilerin?
Ich stehe im Kader der U20 Nationalmannschaft und will mich für die A-Nationalmannschaft mit guten Leistungen empfehlen. Ich durfte bereits einmal in einem Training in Cham schnuppern. Mein Ziel ist es, an der Heim-Europameisterschaft im 2024 den Sprung in den A-Kader zu schaffen. Aktuell gehöre ich, wie Trainer Martin Albertsen mir sagte, zu den Top-5 Torhüterinnen des Landes. Das macht mich auch stolz, dass ich bereits mit 19 Jahren zum Kreis der Anwärterinnen gehöre.

Gibt es den Traum einer Profikarriere im Ausland? Sie arbeiten ja zu 90 Prozent als Optikerin in Sursee und betreiben einen grossen Aufwand für den Handball!
Das gibt es natürlich. Die deutsche Bundesliga würde mich schon reizen. Einmal den Handball professionell ausüben zu können und auf die Karte Handball zu setzen, wäre ein grosser Wunsch von mir. Jetzt alles unter einen Hut zu bringen mit Beruf und Handball, ist nicht immer einfach. Ich trainiere fünf Mal in der Halle, dann kommen zwei Trainings im Bereich der Kraft- und Athletik dazu. Dazu die Meisterschaftsspiele.

Wie würden Sie sich beschreiben?
Ehrgeizig, offen, kommunikativ und als Teamplayer.

Haben Sie Menschen, die Sie bewundern?
Die spanische Handballtorhüterin Silvia Navaro. Was sie erreicht hat, fasziniert mich. Sie hat sich national und international einen Namen geschaffen.

Gibt es Vorbilder?
Nein. Ich versuche niemanden zu kopieren, sondern gehe meinen eigenen Weg.

Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt als Optikerin EFZ! Warum wählten Sie diesen Beruf?
Ich habe gerne Kundenkontakt und das Handwerk, bei Reparaturarbeiten, ist mir wichtig. Der Beruf des Optikers ist sehr facettenreich und spannend. Der richtige Ausgleich zum Handballsport. 

Haben Sie Geschwister?
Ja eine Schwester. Sie heisst Gioia und ist im Blauring und Theater engagiert. Ich war früher ürbrigens auch im Blauring und war im 2020 noch im Lager im Küchenteam. 

Können Sie sich noch an ihren ersten Titel erinnern?
Ja, das war bei den U15 Elite der Spono Eagles. Ich kam gerade von Ruswil zu einem neuen Verein und wir holten gleich Gold. Das war ein Highlight für mich.

Was ist sonst noch geblieben?
Ich wurde mehrmals bei der Schweizer-Nationalmannschaft im Nachwuchs als bester Player ausgezeichnet. Das sind natürlich Momente, die einem stolz machen. Im Cupfinal mit den Spono Eagles gegen den LK Zug in diesem Frühjahr war ich einer der besten Spielerin und ganz früher bei der IHV-Regionalauswahl wurde ich zwei Mal Schweizermeister und zwei Mal Vizemeister. Bei der Nationalhymne bekomme ich jedesmal Gänsehaut.

In der SPL1 Meisterschaft stehen die Eagles an dritter Stelle hinter Brühl und Zug, allerdings mit einem Spiel weniger.
Wir sind auf Kurs und mit drei Siegen, einem Remis und einer Niederlage war der Start in die neue Saison positiv. Die jüngste Niederlage gegen Zug war unnötig und schmerzte. Am Sonntag (18:00 SPZ) müssen wir gegen Rotweiss Thun wieder siegreich sein.

SorayaSchaller002Die ehemalige Ruswiler Juniorin Soraya Schaller spielt heute für die Spono Eagles in Nottwil in der höchsten Liga der Schweiz. Bild: René Jäger